Ob geographisch-politisch, persönlich oder formal-ästhetisch: Beschränkungen werden durchbrochen, neues Terrain betreten. Das Filmfest erweitert Horizonte und zeigt Produktionen aus filmisch bislang wenig bekannten Regionen. Darunter „God Loves the Fighter“ (Spotlight), Trinidads Antwort auf „City of God“, der vom harten Leben in den Problemvierteln der Hafenmetropole Port-of-Spain erzählt. Aus Jordanien kommt „Theeb“ (CineVision), ein bildgewaltiges Wüsten-Epos, und aus Vietnam „The Inseminator“ (International Independents), in dem eine junge Filmemacherin jahrhundertealte gesellschaftliche Tabus bricht – ihr Film wurde deshalb in ihrer Heimat verboten.
Grenzerfahrungen macht auch Viggo Mortensen als Held des Eröffnungsfilms „Den Menschen so fern“ (CineMasters). Er spielt hier einen zwischen den Kulturen wandelnden französischstämmigen Lehrer in Algerien zur Zeit des Bürgerkriegs in den frühen 1950er Jahren.. „Mediterranea“ (International Independents) greift ein brandaktuelles Thema auf und erzählt die Geschichte afrikanischer Flüchtlinge, die die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer wagen, getrieben von der Hoffnung auf ein bessere Leben in Europa.
Für die lustvolle Überschreitung ästhetischer Grenzen sind die Arthouse-Regisseure zuständig. Sie bedienen sich gekonnt der Stilelemente aus dem Genrekino, was etwa bei „Slow West“ aus Großbritannien (CineVision), „The Taking of Tiger Mountain“ (3D) aus China (Spotlight) oder den deutschen Produktionen „Der Nachtmahr“ und „Boy 7“ (Neues Deutsches Kino) demonstriert wird.
„Wir präsentieren eines der besten Line-Ups der letzten Jahre“, sagt Festivalleiterin Diana Iljine. „Viele der gezeigten Filme spiegeln eine globale Gesellschaft im Umbruch wieder, in der sich die Grenzen auf allen Ebenen spürbar verschieben. Im Kino rücken diese Grenzgänge besonders eindrucksvoll in den Fokus.“
Die Wettbewerbsreihen
Das FILMFEST MÜNCHEN präsentiert auch in diesem Jahr seine beiden internationalen Wettbewerbsreihen: Elf Filmemacher gehen mit ihren ersten oder zweiten Filmen ins Rennen um den CineVision Award (12.000 Euro), der von Wild Bunch Germany gestiftet wird. Bei den CineMasters wiederum konkurrieren die zehn besten internationalen Filme des Festivaljahrgangs um den ARRI/OSRAM Award (50.000 Euro). Diesmal sind u.a. Miguel Gomes, Abel Ferrara, Joachim Trier, Arnaud Desplechin und Kiyhoshi Kurosawa mit ihren neuen Filmen dabei. Komplettiert wird das internationale Festivalprogramm von den Reihen Spotlight und International Independents.
Ehrengäste & Besondere Premieren
Das Filmfest zeichnet in diesem Jahr gleich zwei herausragende Filmschaffende mit seinem Ehrenpreis, dem CineMerit Award, aus und widmet Rupert Everett und Jean-Jacques Annaud je eine Hommage. Der Jahrhundertkünstler Andy Warhol – auch er ein Grenzgänger par excellence – wird in der großen, gemeinsam mit dem Museum Brandhorst veranstalteten Hommage Yes!Yes!Yes! Warholmania in Munich gefeiert.
Die Retrospektive des Filmfests ehrt den US-Regisseur Alexander Payne. In der Sektion Lights! Camera! Action! werden neben neuen Dokumentarfilmen über Filmemacher und übers Filmemachen auch der frisch restaurierte Director’s Cut einer „Tatort“-Folge des legendären Hollywood-Regisseurs Sam Fuller gezeigt sowie ein Special zum 30. Todestag des Filmfest-Initiators Joe Hembus. Das Open Air Kino dreht sich in diesem Jahr um das Thema Swing.
Zum Abschluss des Festivals wird „Das Märchen der Märchen“ von Matteo Garone gezeigt, die fantasievolle Adaption dreier Märchen des neapolitanischen Autors Giambattista Basile mit Salma Hayek, Vincent Cassel und John C. Reilly.
Das FILMFEST MÜNCHEN präsentiert an zehn Tagen insgesamt 179 aktuelle Filme aus 54 Ländern, die alle als Deutschlandpremiere laufen, 39 davon feiern hier ihre Weltpremiere und acht weitere ihre internationale bzw. europäische Premiere.