Das Ministerium zählte zum Jahresende 2017 insgesamt 753 sogenannte «Arbeitskraftanteile» (AKA) bei den Staatsanwälten und bezifferte den Personalbedarf für Richter und Staatsanwälte auf 948 AKA – ein Minus von 195 Stellen. Der Personalbestand bei Strafrichtern betrug 638 AKA bei einem Bedarf von 674 AKA – dort fehlten also 36 Stellen. Seither sind in Nachtragshaushalten allerdings 73 weitere Stellen bewilligt worden, das Defizit wird damit aber nur verringert, nicht behoben. «Die bayerische Staatsregierung und der bayerische Landtag haben den Handlungsbedarf erkannt», heißt es aus dem Justizministerium.
«Es ist kein neuer Befund», sagte Titz. «Das sind Zahlen, die sich in den letzten Jahren schon verringert haben – wir haben schon wesentlich höhere Zahlen gehabt.»
In der jüngeren Vergangenheit wurden nach Ministeriumsangaben schon viele neue Stellen in der bayerischen Justiz geschaffen – so auch im Doppelhaushalt 2017/2018. Von den 302 neuen Stellen in der allgemeinen Justiz entfallen 32 auf Richter und Staatsanwälte, in den beiden Nachtragshaushalten 2018 gab es nach Ministeriumsangaben insgesamt 73 zusätzliche Staatsanwalts- und Richterstellen.
«Zur Bewältigung des Flüchtlingszustroms» wurden nach Angaben des Ministeriums im Nachtragshaushalt 2016 insgesamt 210 neue Stellen für die allgemeine Justiz neu geschaffen, davon 50 Stellen für Richter und Staatsanwälte. Diese Stellen stehen jedoch nur vorübergehend zur Verfügung, sind versehen mit dem Vermerk «künftig wegfallend» und sollen Ende Juli 2019 gestrichen werden. Dabei handelt es sich nicht etwa um Verwaltungsrichter, die beispielsweise Asylklagen bearbeiten, sondern um Strafrichter, die etwa für Schleuser zuständig sind.
Das Ministerium betonte, dass die Verfahren in Bayern trotz der angespannten Personalsituation im bundesweiten Vergleich sehr kurz seien. Die Richter und Staatsanwälte arbeiteten «überaus engagiert und motiviert».
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern habe Bayern bislang kein Problem, geeignete Bewerber für offene Stellen zu finden. «Da darf man sich nicht zu sicher sein, dass es immer so bleiben wird», so Titz. Die Justiz konkurriere immer mehr mit Unternehmen oder gut zahlenden, großen Anwaltskanzleien um die besten Absolventen.