Putzen, kochen, waschen, Kinder großziehen, die Eltern im Alter pflegen – das ist körperliche und seelische Arbeit. Diese ‚Care-Arbeit‘ findet meist im Privaten statt und die Gesellschaft nimmt sie kaum wahr. Sie ist unverzichtbar – und wird doch nicht anerkannt. Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, steht die Erwerbsarbeit im Vordergrund. Das will die Initiative Care.Macht.Mehr ändern: Sie ruft den „Tag der unsichtbaren Arbeit“ aus und lädt zwischen 12.00 und 15.00 Uhr im Rahmen der DGB-Veranstaltung am Marienplatz zu einer Aktion auf dem Münchner Infomarkt ein. Die Aktion wird von der Gleichstellungsstelle für Frauen der Landeshauptstadt München unterstützt.
„Wir haben eine Care-Krise“, erklärt Prof. Maria Rerrich, eine der Gründerinnen der Initiative Care.Macht.Mehr. „Die Sorge für andere stellt für die Betroffenen oftmals eine Zerreißprobe dar. Die Lösungen, die die Gesellschaft anbietet, sind bei weitem nicht ausreichend.“ Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz zum Beispiel lässt sich oft nicht wie gewünscht realisieren, die professionelle Pflege Angehöriger ist mit hohen finanziellen Ausgaben verbunden. Es entsteht ein Schattenarbeitsmarkt im Privaten: die Pflegehilfe aus Ungarn, das Kindermädchen aus Ecuador, die Putzfrau aus Bulgarien.
„Care ist aber keine Privatangelegenheit, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe“, sagt auch Dr. Karin Jurczyk, die mit Prof. Rerrich zu den Initiatorinnen von Care.Macht.Mehr zählt. „Wir brauchen eine neue gesellschaftliche Kultur, in der die Sorge für sich und andere einen eigenständigen Stellenwert bekommt, unabhängig davon, ob sie von Frauen oder Männern verrichtet wird, und ob eigene Kinder oder Eltern zu versorgen sind“, ruft Dr. Jurczyk auf. Ein erster Schritt dahin sei Wertschätzung: „Schaut hin, erkennt die Sorgearbeit an und sprecht über sie.“ Dann erst ändern sich die gesellschaftlichen Verhältnisse: höhere Bezahlung, bessere Infrastruktur und eine gerechtere Verteilung von Care-Arbeit werden möglich.